11 Stunden fliegt man insgesamt von München nach Tokio. Mit Umsteigen sogar länger. Schlauchend, oh ja. Doch es ist es wert, die letzte halbe Stunde im Flieger aufmerksam zu sein: Die Aussicht ist unbezahlbar.

Tausende Wolkenkratzer reihen sich dicht an dicht aneinander. Inmitten dieser urbanen Skyline ragt der schneebedeckte Gipfel des Mount Fuji empor. Zu drei Seiten der Metropole schwappen die Wellen ins Landesinnere.

Japan aus dem Flugzeug (Foto: Marina Hochholzner)

Nach der Landung bleibt uns nicht viel Zeit, die tauben Beine zu strecken. Direkt am Flughafen Haneda werden wir bereits in den japanischen Alltag geworfen. Alles ist streng strukturiert, geht seinen regelmäßigen Gang.

Pünktlich auf die Sekunde rattern die Schnellzüge in das Terminal, um die zahlreichen Touristen und Einwohner ins Herz der Stadt zu karren. Noch sind wir motiviert, es ihnen gleich zu tun.

Erst mal ankommen – beim weltgrößten Lampion

Ungefähr eine halbe Stunde lang starren wir völlig überfordert auf den U-Bahn-Plan am Flughafen. Endlich bemerken wir, dass auf einem zweiten Aushang die wichtigsten Stationen auch in unserer Schrift gekennzeichnet sind. Zielsicher steigen wir also in einen der zahlreichen Schnellzüge, die im Minutentakt ins Terminal rollen.

Unser erstes Hostel auf diesem Trip liegt in einem gut gelegenen Tokioter Viertel, Asakusa. Für den ersten Besuch in Japan der perfekte Startpunkt. Es ist nicht nur leicht mit der U-Bahn zu erreichen, es hat auch viele preiswerte Bars und Restaurants in petto.

Und das beste: Einer von Tokyos drei bekanntesten Tempeln liegt direkt vor der Haustür: Der Sensō-ji mit dem direkt daneben befindlichen Asakusa-Schrein ist der älteste Tempel Tokyos. Bekannt ist er vor allem für seinen riesigen, roten Lampion, der das Eingangstor des Tempelbereichs schmückt.

Asakusa, Sensō-ji (Foto:Marina Hochholzner)

Die ganze Anlage ist in einer Stunde zu Fuß sehr gut zu erschließen. Inmitten der turbulenten Großstadt wirkt sie schon fast schon wie eine religiöse Idylle. Japaner sind übrigens zum Großteil Shintoisten oder Buddhisten und sehr gläubig. Deshalb kann man oftmals betende Tempelbesucher beobachten.

Je nach Religion klatschen sie zum Beispiel vor einem prächtigen Schrein in die Hände und neigen das Haupt andächtig. Oder sie knien sich auf den Boden und verneigen sich ehrfürchtig.

Egal jedoch, welches Gotteshaus man nun betritt: Eine eiserne Regel gibt es immer. Schuhe aus! (das gilt übrigens auch für die Hostels und andere Privathäuser)

Schrein in Tokyo (Foto:Marina Hochholzner)

Drei Ameisen im Großstadtdschungel

Die ersten Tage unserer Reise werden von der Großstadt geradezu verschlungen. Kaum haben wir es irgendwie geschafft, uns halbwegs zu orientieren, sind auch schon 48 Stunden rum.

Neben Asakusa und dem Sensō-ji führt unser Weg uns schon tief in die hochmodernen Wolkenkratzer: Wie eine Ameise kommt man sich im Roppongi Hills – Viertel vor.

Eine tolle Aussicht über Tokyo genießt man beispielsweise von der Spitze des Mori-Towers. Er befindet sich direkt am Ausgang der U-Bahn-Station „Roppongi Hills“. Man kann ihn gar nicht übersehen, denn mit seinen 59 Stockwerken ist er einer der größten Wolkenkratzer Japans.

Ghibli: Totoro (Foto: Marina Hochholzner)

Im oberen Stockwerk des Towers findet sich eine farbenprächtige Ausstellung mit modernen japanischen Kunstwerken. Auch die bekannten Studio Ghibli-Filme wurden hier szenenweise nachgestellt und sind frei für die Besucher zugänglich.

Wer sich traut, die schwindelerregende Höhe bis auf die Dachterrasse des Towers zu erklimmen, wird sogar noch mit einer Aussichtsplattform belohnt.

Aussicht über Tokyo (Foto: Marina Hochholzner)

Auch Shibuya ist auf jeden Fall einen Zwischenstopp wert: Der dreieckige Zebrastreifen dort ist der berühmteste der Welt, da er innerhalb einer Ampelschaltung zehntausende Leute sicher über die Straße leitet.

Zebrastreifen Shibuya (Foto: Marina Hochholzner)

Auf Augenhöhe mit den Kindheitshelden

Man kennt sie natürlich, die Helden unserer Kindheit: Ash Ketchum, Son Goku und Mila Superstar. Sie alle haben ihren Ursprung in Japan. Denn sie stammen aus der Feder von erfindungsreichen Mangaka.

Das sind die Zeichnern dieser japanischen Comicheftchen, die von hinten nach vorne gelesen werden. In den ortsansässigen Fernsehstudios bekommen sie dann Leben eingehaucht.

Pokécenter (Foto: Marina Hochholzner)

In Japan zählen die Animes zum täglichen Fernsehprogramm und erfreuen sich dementsprechend großer Beliebtheit bei Jung und Alt. Und auch als europäische Besucher haben wir kaum eine Chance, nicht irgendwo einer bewunderten Figur unserer Kindheit zu begegnen.

Plötzlich findet man sich da in einem Meer aus babyblauen Fabelwesen wieder oder läuft beim Shoppen direkt an einem Pokécenter vorbei.

Doraemon (Foto: Marina Hochholzner)

Selbstfindung und Seelenfrieden inmitten von Millionen

Dass Tokio ein Platzproblem hat, ist allgemein bekannt. Das Land ist knapp bemessen und vor allem die Hauptstadt hat längst keine Möglichkeit mehr, zu expandieren. Deswegen heißt es: Immer höhere Gebäude, immer kleinere Wohnungen und immer mehr Menschen. Da ist es schwer, ein Haustier zu halten.

Manche wollen aber das duftende Grün und ein schnurrendes Fellknäuel trotzdem nicht missen. Für sie haben sich die Japaner viele Lösungen einfallen lassen: So gibt es beispielsweise sogenannte Katzencafés. In ihnen können sich die Städtler für horrende Preise ganz nach Herzenslust dem Streicheln und Füttern von Tieren widmen.

Diese Cafés sind private Wohnungen, in denen die Bewohner auf dem ohnehin schon so knappen Platz dutzende Katzen halten. Es gibt auch die Möglichkeit, etwas zu trinken und zu essen. Allerdings stehen dann doch die ganzen Miezen im Vordergrund.

Katzencafé (Foto: Marina Hochholzner)

Es klingt verrückt, aber tatsächlich ist gerade das das typisch japanische Leben: Im dreißigsten Stock auf 20m² zusammen mit fünf anderen Japanern eingepfercht sitzen und die verschiedensten Katzen streicheln. Wir drei finden das schon recht kurios, aber auch sehr japanisch. Sugoi – wir gewöhnen uns ein!

Wer nun lieber frische Luft atmet, kann sich in den kaiserlichen Gärten die Füße vertreten. Das Areal ist sehr groß und gesäumt von typisch asiatischen Pflanzen. In den Gärten selbst kann man viele Wachtürme und Palastmauern bestaunen und für ein paar Stunden den Trubel und Lärm der Millionenstadt vergessen.

Kaiserliche Gärten (Foto: Marina Hochholzner)

Jedoch darf man nicht enttäuscht sein, wenn man keinen Blick auf den eigentlichen Palast und die weltbekannte Seimon-ishibashi-Brücke erhaschen kann. Für Normalsterbliche ist die unmittelbare Umgebung zum Palast gar nicht zugänglich. Macht aber gar nicht so viel, denn die Gärten sind frei und trotzdem sehenswert.

Zum Abschied was Besonderes

Vor unserer Abreise aus der Hauptstadt wollen wir noch einen besonderen Ort besuchen: Odaiba. Es ist eine kleine Insel mitten in der Bucht von Tokio. Erreichbar ist sie nur mit der Yurikamome-Linie, die direkt unter der berühmten Regenbogenbrücke entlang nach Odaiba fährt.

Weil wir früh genug am U-Bahn-Gleis stehen, ergattern wir sogar den Platz ganz vorne in der führerlosen Bahn. Fast schon wie in einer Achterbahn sitzen wir direkt hinter den Frontfenstern. Wir können die Fahrt von da aus genießen und live mitverfolgen, wie der Zug direkt an den Hochhäusern entlang düst.

An der Haltestelle „Hilton“ steigen wir aus, um auf dem schnellsten Weg zu Odaibas größtem Zauber zu gelangen: Der Promenade, die sich direkt gegenüber von Tokios Küste befindet. Wir haben vorausschauend die beste Zeit für einen Abstecher nach Odaiba gewählt: Nämlich abends.

Denn die erleuchtete Regenbogenbrücke und Tokios nächtliche Skyline sind einfach atemberaubend. Auch eine kleine, nachgebaute Freiheitsstatue gibt es hier.

Odaiba bei Nacht (Foto: Marina Hochholzner)

Die gesamte Strandpromenade ist mit vielen Lichterketten und Leuchtfiguren geschmückt. Es gibt zahlreiche leckere Restaurants und Aktivitäten für den Abend, wie Clubs, Spielhallen und Partyschiffe. Allerdings sollte man das Reisebudget gut im Auge behalten, denn Odaiba zählt zu den teuersten Bereichen Tokios.

Vier Tage Tokio – kaum Zeit zum Akklimatisieren

So rasant das Abenteuer begonnen hat, so schnell endet es auch schon wieder – die ersten Tage der Reise sind geradezu verflogen, das nächste Etappenziel wartet.

Tokyo überzeugte uns mit seiner Vielfältigkeit, mit dem pulsierenden Leben unter den dicht befahrenen Highways und den gigantischen Wolkenkratzern.

In der Hauptstadt treffen Tradition und Moderne aufeinander. (Ich bin Vollblutbayerin, ehrlich, aber da ist München wirklich nichts dagegen!) Allgegenwärtig ist die gewaltige Skyline der Hochhäuser.

städtische Idylle (Foto: Marina Hochholzner)

Und trotzdem findet sich überall ein idyllisches Plätzchen zum Verweilen. Wir drei Backpack-Abenteurer sind uns langsam bewusst: Das ist Japan, wir sind angekommen! Der Jetlag plagt uns kaum noch, den krassen August-Temperaturen (37 Grad täglich, Luftfeuchtigkeit ungefähr zehn mal so hoch) strotzen wir schon ganz gut.

Und noch während wir unsere Backpacks in die U-Bahn wuchten und uns die freundlichen und höflichen Japaner mit mitfühlendem Lächeln Platz machen, beschließen wir:

Wir kommen etwas früher als geplant zurück. Anstatt bloß für den Rückflug wiederzukehren, wollen wir noch ein paar Tage mehr hier verbringen.

Doch bevor jetzt schon die Rückkehr geplant wird, wartet erst einmal die Etappe Nummer Zwei auf uns: Yokohama.

Yokohama (Foto: Marina Hochholzner)

Reise mit Mary durch Japan: 

Backpacking in Japan
Etappe 1: Ankunft in Tokio
Etappe 2: Yokohama
Etappe 3: Mt Fuji
Etappe 4: Osaka
Etappe 5: Nara
Etappe 6: Kyoto
Etappe 7: Hiroshima
Etappe 8: Zurück nach Tokio