Schlafen wie die Bienen, Teezeremonien in goldenem Gemäuer oder doch lieber eine Allee aus roten Torbögen? Kein Problem, denn Kyoto hat das alles. Und noch so viel mehr.

Noch wissen wir es nicht, doch in Kyoto werden wir mit Abstand die meisten Kilometer zu Fuß sammeln. Tief in alte Traditionen eintauchen. Und außerdem neue Freunde finden.

Kyoto (Foto: Marina Hochholzner)

Party unter Pagoden

Fabrizio, Paolo und Ricardo sind drei Buddies aus Italien, die sich wie wir deutsche Abenteuer auf einem Trip durch Japan befinden. Die perfekte Gelegenheit für einen Ausflug ins nächtliche Kyoto – zuerst die traditionellen Tofu-Häppchen schnabulieren und dann das Nachtleben ausprobieren.

Ngocs und meine Karriere als japanische Eisenbahn-Models war wohl nicht genug: In einem kleinen Imbiss steigen wir sechs auch schon zu den lokalen Berühmtheiten auf. Ein Gruppenfoto findet seinen Weg auf die Weltkarte an der Wand.

Gruppenfoto (Foto: Marina Hochholzner)

Nach einigen Stunden voller Gejaule, Gerappe und Kindheitsliedern in einer Karaokebar ziehen wir an diesem Tag von Club zu Club. Kyoto ist eine Studentenstadt, von daher die Erkenntnis: In Japan findet man genau so viele Feierwütige wie in Deutschland.

Mit reichlich Sake wird es ein feucht-fröhlicher Abend, und so startet unsere Gruppe am nächsten Tag massiv verkatert zur ersten Tempel-Tour.

Tempelplatz (Foto: Marina Hochholzner)

Goldener Blickfang in malerischem Park-Ambiente

Ein heftiger Taifun verzögert gleich zu Tagesbeginn unseren Ausflug. Über eine Stunde lang prasseln Sturzbäche auf die ganzen Touristen herab.

Warnung an alle zukünftigen Japan-Traveler: Die Taifune kommen sehr plötzlich und sind auch nicht ganz ungefährlich. Am besten nach drinnen gehen oder sich irgendwo unterstellen!

Als es schließlich nur noch nieselt, wagen es auch wir, die Köpfe wieder ins Freie zu strecken. Es lohnt sich, durch die Pfützen und mörderische Luftfeuchtigkeit zu stiefeln, denn so bekommen wir ein unvergleichliches Fotomotiv vor die Linse – der goldene Pavillon, oder Kinkaku-ji.

Goldener Pavillon (Foto: Marina Hochholzner)

Da in Japan eher selten mit Edelmetallen an den Fassaden gearbeitet wurde, ist dieser Pavillon ein Einzelstück und von daher sehr sehenswert. Auch der umliegende Park ist super schön.

Noch mehr Gold inmitten einer idyllischen Landschaft finden wir auf dem Gelände der Nijo Burg. Die Anlage besteht aus zwei Verteidigungsringen, einer Parkanlage und dem Ninomaru Palast.

Nijo Burg (Foto: Marina Hochholzner)

Das Herrenhaus ist mit vielen Ornamenten und Schnitzereien bestückt, bei denen auch mit Goldfarbe nicht gespart wurde. Einen Besuch der Burganlage sollte man auf jeden Fall in die Tagesplanung aufnehmen.

Im Palast erwarten uns Touristen bemalte Schiebewände und nachgestellte Szenen aus dem Leben eines Shoguns, die mit lebensechten Puppen gestaltet werden.

Ein Wald aus roten Toren

Kyoto quillt nahezu über an Kulturgut und Tempeln, Schreinen und Burgen. Da gibt es einen Affenberg, in dem man Japanmakaken hautnah beobachten kann. Es gibt einen Bambuswald,der sich schlichtweg mit „Grün“ beschreiben lässt. Und es gibt einen Zen-Garten, in dem jede noch so gestresste Seele Ruhe und Zufriedenheit findet.

Zen (Foto: Marina Hochholzner)

Ein Tempel jedoch sticht besonders aus der Fülle an Kultur. Der Fushimi Inari lieferte mit seinen einzigartigen Torbogen schon zahlreiche Fotomotive. Auch wir neugierigen Abenteurer wollen Kyoto nicht verlassen, ehe wir nicht zwischen all den roten, eckigen Rahmen hindurch gewandelt sind.

Todesmutig wird so manche gigantische Spinne hinter uns gelassen (in all diesen Ecken kann man schließlich wunderbar seine Netze verteilen), um immer höher und höher hinauf zu steigen. Die Tempelanlage erstreckt sich nämlich über satte 233 Meter entlang eines Berggipfels.

Oben angekommen, erwartet einen nicht nur der Ausblick über das traditionelle Kyoto, sondern auch Mönche in Kluft, die ihren religiösen Tätigkeiten weit über der Stadt nachgehen, als wären die Jahrhunderte dort oben niemals verstrichen.

Inarii Tempel (Foto: Marina Hochholzner)

Bienenwaben als Schlafplatz

Die letzte Nacht in Kyoto bringt viele neue Erfahrungen mit sich. Die Italiener verabschieden sich, reisen weiter nach Nagoya. Wir Drei beziehen dafür eines der städtische Kapselhotels.

Dort sind in gigantischen Schlafsälen hunderte Schlafwaben übereinander gereiht, die genau so groß sind, dass sie eine Matratze beherbergen können. Puritanisch, möchte man meinen, allerdings trügt der Schein.

Die Schlafkapseln sind viel geräumiger, als sie von außen aussehen, haben sogar einen Fernseher und eine Klimaanlage installiert.

Kapselhotel (Foto: Marina Hochholzner)

In den Schlafkojen schläft es sich hervorragend. Der unerwartete Luxus des Kapselhotels wird uns drei Backpackern schon bald fehlen. Zu unserer letzten Etappe, Hiroshima, reisen wir nämlich erstmals mit einem Nachtbus.

Hiroshima (Foto: Marina Hochholzner)

Reise mit Mary durch Japan:

Backpacking in Japan
Etappe 1: Ankunft in Tokio
Etappe 2: Yokohama
Etappe 3: Mt Fuji
Etappe 4: Osaka
Etappe 5: Nara
Etappe 6: Kyoto
Etappe 7: Hiroshima
Etappe 8: Zurück nach Tokio