Knapp vier Monate habe ich in Namibia verbracht, um dort bei der Hanns-Seidel-Stiftung ein Auslandspraktikum zu absolvieren. Die politische Einrichtung setzt sich unter anderem für die Förderung von Demokratie, Frieden und politische Entwicklung ein. Durch diese Arbeit und das Leben vor Ort habe ich schnell einen Einblick in das Leben in Namibia bekommen.
Namibia war von 1884 bis 1915 eine deutsche Kolonie und Deutsch war lange die Amtssprache in diesem Land, das damals noch Deutsch-Westafrika hieß. Auch wenn 1915 schon etwas zurückliegt, haben wir festgestellt, dass Deutsch immer noch zum Alltag in Namibia gehört. Denn obwohl gerade einmal 0,9 Prozent der Bevölkerung noch Deutsch als Muttersprache sprechen, gibt es noch viele deutsche Erinnerungen in Namibia.
Deutsche Orts- und Straßennamen
Mariental, Lüderitz, Kalkrand. Das sind alles Orte in Namibia. Orte, die sehr deutsch klingen und deren Namen noch aus der damaligen Kolonialzeit stammen. Wer eine Tour durch Namibia macht, der stößt auf viele solcher Ortsnamen aus längst vergangener Zeit.
Aber auch, wer sich in den größeren Städten wie Swakopmund oder Windhoek herumtreibt, wird zahlreiche deutsche Namen entdecken. Zieht man durch die Straßen, so findet man zum Beispiel die Gartenstraße oder die Kasinostraße. Manchmal gibt es aber auch eine Mischung aus Deutsch und Englisch wie etwa die Bahnhofstreet.
Deutsche Kultur in Namibia
In vielen kulturellen Einrichtungen gehört Deutsch ebenfalls noch zum Alltag. In der Christuskirche in Windhoek zum Beispiel gibt es noch immer einen deutschsprachigen Gottesdienst, für Deutschmuttersprachler. Zugänglich ist der Gottesdienst aber für alle. Möglich machen das die Kopfhörer in den ersten Reihen, die als Übersetzer dienen.
Die deutsche höhere Privatschule (DHPS) in Winhdoek ist ebenfalls ein Indiz darauf, dass auch heute noch Deutsch gelehrt wird. Wer kein deutscher Muttersprachler ist, die Sprache aber gerne lernen möchte, der hat die Möglichkeit, sich im Goethe-Institut unter anderem für einen Deutschkurs anzumelden (außerdem kann man dort auch Afrikaans und Oshiwambo lernen). Auch gibt es dort oftmals Filmvorführungen auf Deutsch.
Deutsche Kulinarik und Karneval
Für die Bayern unter uns ist das eine gute Nachricht: In Namibia wird nach dem Reinheitsgebot von 1516 gebraut. Wer sich also ein Windhoek Lager bestellt, der bekommt bayerische Kultur oben drauf. Dafür wird extra Hopfen aus der Hallertau importiert und das Reinheitsgebot voll und ganz munden zu lassen. Durch die Namibia Breweries gibt es regelmäßig Führungen durch das Werk. Interessant für alle Bierliebhaber.
In vielen Restaurant bekommt man auch gerne mal Schnitzel mit Pommes, einen Strammen Max oder einen Schweinebraten. Die Restaurants tragen dementsprechend oft einen deutschen Namen, wie etwa das Brauhaus in Swakopmund (hier ist es übrigens ratsam Reservierungen zu machen, wer dort gerne dinieren möchte). Ebenfalls in Swakopmund gibt es das Café Anton im Hotel Schweizerhaus, in welchem man die ein oder andere süße, deutsche Köstlichkeit genießen kann. Das Café ist aber nicht das einzige deutsche Café seiner Art, welches uns in Namibia begegnet ist.
Auf den Karneval muss man in Namibia ebenfalls nicht verzichten. Insgesamt gibt es auf das Jahr verteilt sieben Karneval-Events: Der größte Karneval findet in der Hauptstadt Windhoek statt, der WiKa (Windhoek Karneval), meistens gegen Ende April. Wer sich mit dem WiKa beschäftigen will: Im Craftmarket gibt es dazu ein kleines Museum. Weitere Karnevals finden in Swakopmund (Küska), Tsumeb (TsumKa) oder in Lüderitz (LüKa) statt.
Deutsche Medien in Namibia
Doch damit nicht genug: Ist man mit dem Auto unterwegs und schaltet das Radio ein, kann es gut passieren, dass man deutsches Radio hört: Auf der Frequenz 95.8 FM (Windhoek) kann man mit dem Sender NBC German Service regelmäßig in den Genuss deutscher Sprache kommen, denn ‚Deutsch gehört gehört‚, wie der Slogan des Senders verrät. Seit 1997 gibt es das deutsche Hörfunkprogramm bereits, und es bietet für jeden das passende Progamm.
Neben der NBC gibt es auch noch das Hitradio Namibia. In Windhoek empfangbar auf 99.5 FM spielt der Sender unter dem Motto „Meine Musik. Mein Sender rund um die Musik“ die besten Hits und hält über Aktuelles auf dem Laufenden. Ebenfalls jeden Tag aktuell ist die Allgemeine Zeitung, welche in diesem Jahr (2016) ihr 100-jähriges Bestehen feiert. Die deutsche Zeitung berichtet nicht nur über die Ereignisse im eigenen Land, sondern porträtiert das weltweite Geschehen in kurzen Abschnitten.
Ein Praktikum in Namibia?
Wie ich im Laufe meines Aufenthalts erfahren habe, gibt es übrigens für alle drei deutsche Medien immer wieder freie Praktikumsstellen. Wer sich für ein Praktikum in Namibia entscheidet, dem sei bewusst, dass ein Visumsantrag eine langwierige Angelegenheit ist, und Namibia ein afrikanisches Land ist, bei dem sich die bürokratischen Mühlen etwas langsamer drehen. Ein Praktikum in Namibia ist aber eine besondere Herausforderung und ist gepaart mit positiven Erfahrungen – auch in Hinblick auf Namibias deutsche Vergangenheit.
2 Comments
Ines
Ein super Blog. Vielen Dank, Sabina. Ich sollte eigentlich arbeiten, statt dessen lese ich hier mit. Schon länger. 🙂 Nach ca. 40 Fernreisen rund um die Welt lese ich gerne Meinungen und Ansichten, aber auch Empfehlungen anderer traveler. Dank des Blogs überlege ich nun, in den kommenden Jahren auch Botswana zu bereisen. Namibia 2020 wahrscheinlich. Anyway, schreib weiter, Lesezeichen ist gesetzt
Sabina
Das ist aber ein liebes Kompliment.
Ich freue mich auf jeden Fall. Botswana und Namibia müssen auf jeden Fall auf die Bucketlist. 😉