In Namibia ist das mit dem Visum so eine Sache. Trotz der frühen Beantragung des Temporary Study Permits, welches ich für meinPraktikum benötigte, ganze acht Monate vor Abreise, kam es zu einigen Schwierigkeiten vor Ort.

Auch wenn es am Ende geklappt hat: Die vielen Besuche beim Ministery of Home Affairs in den ersten Wochen vor Ort brachten mir aber trotzdem wertvolle Erfahrungen, die ich gerne mit euch teilen will, damit Euch das Beantragen eines Visums in Namibia einfacher fällt. Es handelt sich hierbei aber nur um meine eigene subjektiven Erfahrungen, die keine Garantie darstellen. Da ich deutsche Staatsbürgerin bin, bezieht sich der Beitrag zum Teil nur auf das Vorgehen für Visumsanträge aus Deutschland, die Tipps vor Ort sollten aber für alle gültig sein. (Stand August 2016)

Windhoek (Foto: Sabina Schneider)

Windhoek (Foto: Sabina Schneider)

Wichtig ist vorerst, dass eine Antragszeit von mindenstens drei Monaten Pflicht ist. Die Antragsbearbeitung dauert lang, plant also besser mehr ein. Vor der Beantragung gibt es sehr viele Dinge zu erledigen, das ist auch nicht zu unterschätzen.

Sowohl die deutschen Botschaft für Namibia in Berlin als auch die in Windhoek sind bei den ganzen viele Fragen, die aufkommen, total hilfsbereit, sie beantworten jede Frage geduldig und ausführlich. Fragt einfach nach, wenn etwas unklar ist. Lieber doppelt, als letztlich irgendwas zu vergessen. Der Visumsantrag ist nämlich sehr kompliziert.
Wer sich entscheidet, in Namibia zu studieren oder wie wir ein Praktikum zu machen, der muss neben den Antragsformular noch viele andere Dokumente beschaffen.
Unter anderem braucht man einen Radiologischen Report und ein medizinisches Zeugnis. Das polizeiliche Führungszeugnis muss zudem auf Englisch, von einem offiziellen Übersetzer übersetzt, beigelegt werden. Das sind allerdings nur einige der vielen Anlagen, die mit geschickt werden müssen. Eine ausführliche Anleitung findet ihr auf der Seite der Botschaft für Namibia oder auf der Seite der Home of Affairs in Namibia. Wenn alles gut verläuft, erhaltet ihr einen Bescheid (in Form eines DIN-A4-Zettels), dass das Land Namibia bereit ist, ein Visum auszustellen. Der Zettel selber ist allerdings nicht das Visum. Das muss vor Ort abgeholt werden.

Visum für Namibia: Bei der Ankunft

Während ich diesen Zettel erhalten hat, hatte andere Praktikanten das Glück leider nicht. Ich habe meinen Bescheid vorgezeigt und hat von der Beamtin am Flughafenschalter in Windhoek, die dieses Formular scheinbar das erste Mal sah, nur eine Woche erhalten, um meine Visumsangelegenheit zu erledigen. Andere haben ohne den Bescheid ein Monat bekommen. Ihr merkt: Es gibt in Namibia keine festen Regeln. Solltet ihr nur eine Woche bekommen, fragt bei der Einreise in einem freundlichen Ton, ob es möglich ist, ein Monat zu erhalten.
Eine Woche hat bei mir geklappt, aber nur mit Hoffen und Bangen, denn erstmal beim Ministery of Home Affairs in Windhoek angekommen, bekommst du nicht gleich den Stempel, sondern dein Zettel wird erstmal bearbeitet und sie wollen deinen Reisepass zur Bearbeitung einziehen. Das Ganze kann fünf Tage dauern, aber auch viel länger, deswegen ist ein Puffer von einem Monat bei der Einreise (oder wenigstens ein Stempel für zwei Wochen) im Reisepass besonders ratsam.

Windhoek (Foto: Sabina Schneider)

Windhoek (Foto: Sabina Schneider)

Vor Ort mit dem Visumsbescheid

Das Ministery of Home Affairs liegt direkt in der Stadt (momentan wird ein neues Headquarter gebaut, das etwas außerhalb liegt / Stand August 2016). Wichtig ist hier, dass ihr überpünktlich kommt. Seid etwas deutsch und steht mindestens eine halbe Stunde vor der Öffnung am Eingang. Wer den Zettel schon hat (wie ich), kann direkt zum Cashier gehen (der ist im Gebäude gleich rechts) und zahlt die Summe; allerdings ist das nur Cash und nur am Vormittag möglich.
Dann kommt das lange Warten am Schalter. Da muss man durch, mit etwas Glück ist weniger los und man kommt schnell voran.
Es kann von einer halben Stunde bis drei Stunden dauern. Also Geduld und Zeit mitbringen. Das Prozedere ist einfach: Man setzt sich in die Schlange und sobald vorne einer aufsteht, rutschen alle Sitzenden einfach nach. Einen „Nummernzieh-Automaten“ und ein Display mit Nummernanzeige wie in Deutschland gibt es nicht.
Wer das Visum erhalten hat, der soll auf jeden Fall gleich alles auf die Richtigkeit überprüfen. Wichtig ist, wer in die Nachbarländer reisen will, dass auf dem Stempel Multiple steht, und nicht nur single.

Vor Ort ohne Visumsbescheid

Solltet ihr den Zettel vor der Einreise nicht bekommen haben, nehmt alle Dokumente noch einmal als Kopie mit und zusätzlich auf einem USB-Stick. Direkt neben dem Innenministerium in Windhoek ist ein Copy-Shop, in dem das schnell gehen sollte. USB-Stick deswegen, da dieser Copy-Shop kein Internet hat. Nach Beantragung des Visums vor Ort dauert es erst einmal einige Zeit. Am besten schaut man deshalb jede Woche vorbei und fragt höflich nach.
Eines ist dabei ganz wichtig: Nie den Reisepass abgeben, so lange ihr keine Garantie bekommt, dass er auch wieder an euch zurückgeht. Das gilt besonders, wenn ihr das Land wegen eines auslaufenden Touristenvisums bald verlassen müsst. Niemand will in einem afrikanischen Land mit abgelaufenem Visum ohne gültigem Pass unterwegs sein. Nehmt euch eine und zwei beglaubigte Kopien eures Reisepasses mit.
Ein Tipp für die vielen Besuche im Ministerium: Oft stehen die Leute in einer Schlange vor dem Ministerium und warten, dass sie reinkommen. Schaut durch das Fenster und schaut, welcher Schalter (Permit oder Visa) weniger besetzt von Menschen ist und sagt der netten Dame an der Türe, dass ihr nur an diesen Schalter müsst und nicht lange braucht. Dann seid ihr zumindest schon mal im Gebäude drinnen, was einiges erleichtert und viel Zeit spart.

Craft Market Windhoek (Foto: Sabina Schneider)

Craft Market Windhoek (Foto: Sabina Schneider)

Wenn alle Stricke reißen

Ist man trotz mehreren Anläufen am Schalter erfolglos, so sollte man sich direkt an die Sachbearbeiter wenden oder am Schalter nach den direkten Sachbearbeiter fragen. Es gilt hier, als auch den ganzen Prozess lang, Freundlichkeit zu bewahren. Mit Glück bekommt man so auch eine private Handynummer eines Sachbearbeiters. Ja, das klappt wirklich! Falls trotzdem noch weitere Hilfe benötigt wird, ist es am besten, die Botschaft kontaktieren oder direkt in Windhoek zur deutschen Botschaft gehen oder anrufen.
Insgesamt gilt: Ihr müsst immer Druck machen und auch vor Ort wartet noch ein Haufen Arbeit auf euch. Besser ist es, ihr lasst das Visum von eurer Praktikumsorganisation beschaffen.
Da es sich bei Namibia um ein afrikanisches Land handelt, kann ich natürlich auch nicht garantieren, dass alle Hinweise auch wirklich bei jedem funktioniert und zum gewünschten Ziel führen. Es ist lediglich meine Erfahrung und auch trotz der Tipps mussten einige das Land wieder verlassen oder haben das Praktikum mit Tourismusvisum gemacht (nicht empfehlenswert!!!).

In diesem Sinne: Viel Glück bei Euren Anträgen!