Sechs Jahre habe ich nun in Salzburg gelebt und sechs Jahre lang einen Traum gehabt. Leider habe ich mich immer dann an den Traum erinnert, als es schon zu spät war.

Ende des Sommers finden nämlich in den Bergregionen Almabtriebe (oder auch Viehscheid genannt) statt. Ich finde das total faszinierend, wie das Vieh wieder ins Tal getrieben wird. Das wollte ich auf jeden Fall mal erleben. Aber immer, wenn ich mich daran erinnerte, war es schon Ende September und die meisten Abtriebe vorbei.

Aus einem Gespräch mit einer Freundin habe ich erfahren, dass eine Bekannte von ihr den Sommer über auf einer Alm lebt und sie dort auch immer beim Almabtrieb dabei ist. Sie sagte mir dann Anfang September Bescheid und ehe ich mich versah, stand ich am Vorabend vor der Auerhütte am Seewaldsee, südlich von Salzburg. Ich wusste nicht, was mich erwartet. Meine Freundin konnte in diesem Jahr nicht dabei sein, so dass ich eigentlich niemanden kannte. Allerdings war die Familie Stubreitner super lieb und ich fühlte mich von der ersten Sekunde an wohl.

Almabtrieb 2018 (Foto: Sabina Schneider)

Es geht los – Almabtrieb 2018

Nach einem Bier und einem Stamperl Selbstgebrannten ging es dann auch schon ins Bett, denn der Wecker klingelte mich um kurz nach 5 Uhr wieder raus. Während ich noch am Aufwachen war, herrschte unten in der Küche schon reger Betrieb. Sissy und ihr Opa Tomi richten das traditionelle Muas her. Ein Gericht aus Mehl, ganz viel Butter und Äpfel. Eine fettige Grundlage für den Tag. Gott sei Dank wurde ich schon am Tag zuvor darauf hingewiesen, dass das Muas so fettig ist, dass nur eine kleine Portion reicht. Nach dem Muas gab es dann den ersten Schnaps. Ich lehnte noch dankend ab.

Weitere Helfer und die Musiker stießen nach und nach zu und dann ging es darum, Aufgaben zu verteilen. Danach schwirren alle aus, jeder geht seiner Arbeit nach. Das Aufzäumen der Pferde, das Zusammentreiben der Kühe und das Bringen der Ziegen. Leider hatte die Familie dieses Jahr kein gutes Jahr und so wurden die Tiere nicht feierlich aufgekranzt, sondern nur mit prächtigen Glocken geschmückt.

Almabtrieb 2018 (Foto: Sabina Schneider)

Dann ging es auch schon los. Die ersten Meter liefen die Kühe im Eiltempo, danach geht es gemütlich weiter. Auf dem Weg gab es immer wieder Selbstgebranntes, Bier oder selbstgemachtes Gebäck. Nach etwa 4 Stunden kommen wir im Tal an, die Kühe Ziegen und die Hirschkuh Nina werden auf die Wiese gelassen und für alle Helfer gab es Würstlsuppe.

Ein Micro-Abenteuer mit viel Spaß und tollen Leuten

Ein wirklich einmaliges Erlebnis und an dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei meiner Freundin für die „Empfehlung“ bedanken und natürlich an die Familie Stubreitner, allen voran Sissy. Die Jungbäuerin führt selbst einen Blog über ihre Gummistiefelblues.

Almabtrieb 2018 (Foto: Sabina Schneider)

Das Tollste war, dass es sich bei den Tieren um seltene Tierrassen handelte. Die Pustertaler Sprinzen kamen ja auf Instagram bei euch super an. Wirklich schöne Kühe. Sie stammen aus dem Pustertal; die meisten sind weiß-braun oder weiß-schwarz. Es sieht fast so aus, als hätte man sie mit Farbe bespritzt, deswegen auch der Name.

Dabei waren auch die Blobe Ziegen, Gebirgsziegen, die ihren Namen ihrem blau-grauen Fell zu verdanken haben.

Almabtrieb 2018 (Foto: Sabina Schneider)

Ich durfte den Abtrieb mit Aragon, einem Österreichischen Kurzhaarpinscher, bestreiten. Es handelt sich hier um eine der ältesten und seltensten Landhundrassen und ich gebe zu, ich habe mich ein bisschen verliebt. Selten habe ich so schöne und treue Hunde gesehen, wie die beiden vom Hof, Aragon und Savia.

Almabtrieb 2018 (Foto: Sabina Schneider)

Disclaimer: Ich wurde nicht dafür bezahlt, einen Beitrag zu schreiben oder ähnliches. Der Almabtrieb war ein Traum von mir und es hat sich spontan ergeben, dass ich mitlaufe.