Ich hole mein Handy raus, auch wenn ich hier keinen GPS-Empfang habe. Trotzdem hole ich es raus, ein Versuch ist es wert. Vergeblich. Kein GPS. Dafür aber ein Kompass. Der Blick in den Himmel zeigt mir, wo die Sonne steht und der Kompass zeigt mir den Weg in den Norden von Fés. Zumindest ein Ansatz.

Fés und unendliche Gassen

Sich zu verlaufen gehört hier zu einer Sehenswürdigkeit. Hier in der Altstadt von Fés im Norden Marokkos. Die Altstadt wird Medina genannt, in Fés heißt sie Fés el Bali oder el Medina el Qadima. Die Medina von Fés zählt zur größten in Marokko und hat um die 9000 Gassen. Manche davon nur wenige Zentimeter breit. Ein bisschen ist es hier wie ein Katz‘ und Maus Spiel oder wie das verrückte Labyrinth. Hier wird alles verkauft. Da wechselt ein gackerndes Huhn seinen Besitzer, ein Weber arbeitet gerade an einen neuen bunten Schal, ein junger Marokkaner repariert ein Handy und die Touristen erleben einen Zuckerschock bei den ganzen Süßigkeiten.

Unterwegs in Fés (Foto: Sabina Schneider)

Es gibt keine Karte, die alle Gassen aufzeigt und das GPS funktioniert meistens in der Medina nicht (Ausnahme: Die HereWeGo-App). Gerade deswegen ist es ein Erlebnis für sich, durch die Gassen zu streifen und sich zu verlaufen. Um die Medina herum ist eine Stadtmauer. Bis dorthin dürfen die Autos fahren, weiter geht es zu Fuß, mit dem Karren oder mit dem Esel. Der bekannteste Eingang zur Medina ist das blaue Tor. Von dort aus kannst du dich in den Trubel der Medina stürzten.
Nach drei Tagen dort, kann man sagen: Auch wenn es total verwirrend und unstrukturiert wirkt, es gibt hier ein System.

Unterwegs in Fés (Foto: Sabina Schneider)

 

Verlaufen okay, aber wie komme ich wieder zurück?

Mit Himmelsrichtungen: Wie eingangs erwähnt funktioniert das GPS in der Stadt nicht. Merkt euch, in welcher Himmelsrichtung euer Riad/Hotel/Hostel liegt, ein Blick in den Himmel zeigt euch, wo die Sonne steht. Wer sich dann allerdings immer noch nicht sicher ist, ob er in die richtige Richtung läuft oder wenn es bereits dunkel ist: Wie wär’s mit einer Kompass-App? (Auf dem iPhone ist bereits ein Kompass installiert). Irgendwann kommt man sicher an die Stadtmauer und von dort aus kann man sich neu orientieren.

  • Wer in den Süden will: Immer bergab laufen, dann solltet ihr zumindest irgendwann im Süden landen. Von dort aus kann man sich wieder bisschen orientieren und je näher ihr der Stadtmauer seid, desto besser funktioniert auch das GPS.
  • Immer dem Strom nach: In der Medina gibt es so was wie Hauptstraßen, die nicht immer die breiteste ist. Allerdings sieht man hier einen Strom an Menschen laufen. Folgt einfach der größten Menschenmenge. Die „Hauptstraßen“ enden immer wieder an einem größeren Platz. Und mit ganz viel Glück findet das GPS euch wieder.
  • Achtung vor den Faux Guides: Da die Einheimischen wissen, dass sich Touristen verlaufen, bieten sie ihre Hilfe an. Allerdings ist diese Hilfe nie gratis, auch wenn sie eingangs gegenteiliges behaupten. Oft laufen sie trotzdem mit und wollen dann Geld haben. Also immer sagen, dass ihr wisst wohin und einfach kurz das Handy wegpacken und loslaufen. Wer wirklich mal Hilfe braucht: Fragt die Verkäufer, die werden euch nämlich nicht hinterherlaufen, schließlich haben sie ja einen Laden.
  • Viertel der Medina: Die Medina hat sozusagen verschiedene Viertel, an die man sich bisschen orientieren kann. Wer zum Beispiel vom Süden aus die Medina betritt, der wird viel Blech-&Eisenwaren entdecken. Im Westen gibt es hauptsächlich Lebensmittel zu kaufen.

Unterwegs in Fés (Foto: Sabina Schneider)

Was kann ich in Fés sonst noch alles sehen?

Auch, wenn die Medina selbst schon eine Sehenswürdigkeit ist, gibt es noch einiges mehr, was man entdecken kann.

Medersa Attarine: Die über 700 Jahre alte Koranschule zeigt beeindruckende Architektur. Zugänglich ist die Koranschule für alle.

Al-Qarawiyin: Die älteste Universität der Welt ist mittlerweile auch eine Moschee, das heißt, Zutritt nur für Muslime. Man hat aber die Möglichkeit vom Dach der Medersa Attarine einen Blick auf die Universität zu werfen. Außerdem kann man von den vielen Toren in der Medina aus einen kurzen Blick in den Innenhof erhaschen.

Unterwegs in Fés (Foto: Sabina Schneider)

Das Gerberviertel: Ganz ehrlich, man kann es sich auch sparen. Klar, es ist schon spannend, was dort gemacht wird, aber zu welchem Preis? Ich war zwar dort, habe es aber irgendwie bereut. Wer trotzdem den Weg dort hinmachen will, einfach der Nase nach. Selten habe ich einen bestialischen Geruch erlebt. Manche Terrassen bieten einen Blick auf das Gerberviertel, entweder kostenlos oder für 10 Marokkanische Dirham (ca. 1 EUR). Wir wurden zu einer Terrasse geführt und konnten kurz den Guide einer Führung zuhören. Unglaublich, aber die meisten der Arbeiter dort erleben ihren 40.Geburtstag nicht mehr. Nach fünf Minuten hat es uns gereicht und wir haben uns wieder in die Medina gestürzt. Leder zu kaufen war für uns nun keine Option mehr.

Unterwegs in Fés (Foto: Sabina Schneider)

Unterwegs in Fés (Foto: Sabina Schneider)

Borj Sud/ Nord: Der Aussichtspunkt Borj Nord ist bei Touristen sehr beliebt, weniger bekannt ist der südliche Aussichtspunkt und deswegen ein kleiner Geheimtipp. Allerdings ist es gefährlich, sich den Weg zu Fuß durch das Gebüsch zu suchen. Sicherer ist es, mit dem Auto hochzufahren. Man erreicht die Straße am Fuße mit dem Bus. Welcher Bus das ist, kann ich euch leider nicht sagen, es dürfte entweder die 52, 53 oder 56 sein.

Unterwegs in Fés (Foto: Sabina Schneider)

Wo soll ich übernachten?

Wer in Marokko ist, der sollte sich ein Riad in der Medina nehmen. Riads sind typisch marokkanische Häuser – meistens mit Innenhof und Dachterasse. Allerdings ist es empfehlenswert, ein Riad oder Hostel am Rande der Medina zu nehmen, so dass die Taxifahrer nahe genug hinfahren können und die Gefahr, sich zu verlaufen geringer ist. Geeignet sind dafür sind die Stadtteile Batha und Bab Boujloud (nahe blaues Tor der Medina). Das sind auch zwei Plätze, welche die meisten kennen und dir die Richtung sagen können.

  • Unsere erste Unterkunft war das Dar Lalamoune *– mit Mustafa als Hausherr ist das Riad die beste Entscheidung. Er ist sehr höflich, versteht Englisch und hilft dir aus jeder Notlage. So haben wir ihn am letzten Tag nochmal besucht, damit er uns zeigen konnte, wo wir die Boarding Passes ausdrucken konnten. Außerdem hat das Riad eine super Dachterrasse und Mustafa gibt sich total Mühe mit dem Frühstück.
  • Die zweite Unterkunft war das Riad La Presidence * in mitten der Medina. Das beste an diesem Riad war eindeutig das Frühstück.
  • Funky Fés Hostel *: Das Hostel hat wohl die coolste Dachterrasse und eine sehr gemütliche Atmosphäre. Wer kein Problem hat, sich das Zimmer mit einigen Gleichgesinnten zu teilen, der wird sich hier wohlfühlen.

Wie bin ich unterwegs?

  • Vom Flughafen nach Fés: Hier kannst du entweder ein Taxi nehmen (kostet 120 MAD und macht Sinn, wenn ihr in der Medina wohnt und dann den Taxifahrer bitten könnt, bei der Unterkunft anzurufen, dann werdet ihr im Normalfall abgeholt) oder mit dem Bus. Der Bus Nr. 16 fährt alle 35 Minuten vom Flughafen zum Bahnhof. Von dort einfach in ein Petite Taxi springen oder 20 Minuten zur Medina laufen.
  • Petite Taxis: In Fés sind diese Taxis rot und bringen dich von A nach B. Der Preis liegt zwischen 10-20 MAD, mehr eigentlich nicht.
  • Bus & Bahn: Hier habe ich bereits einen Beitrag verfasst. In Fés gibt es den City Bus für die Innenstadt. Wer weiterfahren will, der nimmt die CTM-Busse. Mehr dazu findest du hier.

Unterwegs in Fés (Foto: Sabina Schneider)

 

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